Nicht
immer zeigt eine Fotografie die Abbildung der Wirklichkeit. Die
Ausstellung "Begegnungen im Digitalen" in
Kirkel-Neuhäusel zeigt Möglichkeiten der digitalen Fotografie und
Bildbearbeitung.
Kirkel-Neuhäusel
(id).
Menschenmengen und Einzelne, Gesichter und Körper, Pflanzen und
Tiere, Land- und Ortschaften, Architektur und Technik: All das zieht
unsere Blicke auf sich und weckt die Neugierde und Lust, sich
intensiver damit zu beschäftigen. Eine klassische Art der
Auseinandersetzung mit Gesehenem ist die Malerei, eine modernere die
Fotografie und eine ganz aktuelle die digitale Fotografie und
Bildbearbeitung.
Das
Interesse und die Freude, mit Hilfe dieser technischen Möglichkeiten
Gesehenes festzuhalten, zu ver- und bearbeiten, hat elf Männer aus
unterschiedlichen saarländischen Regionen seit längerem in der
Gruppe Digitale Bildverarbeitung, kurz DigiBi, zusammengeführt.
"Wir
geben uns Hilfestellungen bei Hard- und Softwareproblemen und
kritisieren konstruktiv gegenseitig unsere Bilder. Wir führen
gemeinsame Projekte durch und präsentieren in Ausstellungen unsere
Werke", beschreibt die Arbeitsgemeinschaft der Hobbyfotografen
Sinn und Zweck der Gruppe und ihrer monatlichen Treffen. Nach
Ausstellungen in Orscholz, Saarbrücken und Pirmasens zeigen zehn Künstler
von DigiBi nun in Kirkel-Neuhäusel Eindrücke ihrer Arbeiten. Die
Ausstellung "Begegnung im Digitalen" ist bis einschließlich
Montag, 31. März,
montags bis |
samstags von acht Uhr bis 18 Uhr und sonntags von acht
Uhr bis 14 Uhr im Bildungszentrum der Arbeitskammer des Saarlandes
zu sehen. Bei der Augenpartie ("Les Yeux"), dem auf einem
steinbedeckten Untergrund liegenden nackten Frauenkörper ("Sur
les pierres") und der Gruppe strohbehüteter Männer von hinten
("Chapeaux") blickt der Betrachter auf drei sehr gelungene
Schwarz-Weiß-Fotografien von Dieter Schumann aus Saarbrücken. Dass
es sich dabei um digitale Bildbearbeitungen handelt, ist ebenso
wenig offensichtlich wie beispielsweise bei "Tulpenmakro"
oder "Echse" von Thomas Schulz aus Schiffweiler. Auch bei
"Loch Derryclare", einer sich in Wasser spiegelnden,
bewaldeten Landschaft in Irland von Helge Zimmer aus Quierschied,
oder bei den Panoramas "Fischerdorf in Neufundland" und
"Saargemünd" von Walter Hügel aus Saarbrücken, geht man
nicht unbedingt von digital bearbeiteten Bildern aus. Gleiches gilt
für "Gespann", zwei offenbar im Abheben abgelichteten
Motocross-Fahrern, von Karl-Heinz Leiser aus Bexbach oder "Im
Kirmeszelt", einer verschwommen fotografierten Menschenmenge,
ebenfalls von Hügel.
Ganz
anders verhält es sich mit "Hot Pipe" und "Stone
Girl" von Horst Ulbrich aus Neunkirchen. Beide von ihm
abgelichtete Frauen könnten sich zwar auch aufwendigen Körperbemalungen
unterzogen haben, um mit den sie umgebenden Hintergründen farblich
zu verschmelzen, doch diese Körper-Farb-Spiele sind Ergebnisse
digitaler Bildbearbeitungen. Eindeutig sind Experimente mit diesen Möglichkeiten
der Technik bei "Stadtillusion" von Hartwig Becker aus
Neunkirchen, in der ein knallroter Flitzer scheinbar an |
einer Hochhauswand
in die Tiefe rast, oder bei "Licht im Dunkel", einer
digitalen Bildbearbeitung von Berthold Schmidt aus Kirkel, auf
der die Lichter zweier Straßenlaternen den gesamten von ihnen
bestrahlten Untergrund in sich aufzusaugen scheinen.
Regelrecht
künstlerisch wirken die surrealistischen Foto-Bearbeitungen
"Der Anti-Christ" und "Baum der Verzweifelten"
von Roland K. Mettel aus Kleinblittersdorf oder die mehr malerisch
denn fotografisch aussehenden digitalen Bildbearbeitungen von
Wolfgang Wiesen aus der Gemeinde Tholey.
"Wir müssen uns bewusst
sein, dass jedes Foto manipuliert ist. Was wir sehen, muss nicht so
sein. Es könnte so sein." Diese im Rahmen der Ausstellungs-Eröffnung
von Hügel geäußerte Aussage trifft ganz bestimmt nicht auf
Fotografie im Allgemeinen zu, wurde und wird doch gerade Fotografie
seit Entstehung der Technik vor mehr als 150 Jahren wegen der Möglichkeit
wirklichkeitsgetreuer Abbildung der Umwelt geschätzt. Bezogen auf
die digitale Bildbearbeitung aber ist das manipulative Moment
unumstritten und auch gewünscht, wird werbemäßig und künstlerisch
oft ge- und leider immer wieder auch missbraucht. "Weil
Fotografie genaue Abbilder der Realität erzeugen kann, erwarten
viele, dass man Fotos glauben und vertrauen kann", unterstrich
auch Hügel Möglichkeiten von Manipulation im Bild und durch das
Bild. Nicht zuletzt deshalb "ist es wichtig, sich in der Welt
der Bilderflut Zeit zu nehmen, um Assoziationen und Emotionen
nachzugehen". Das sieht wohl auch Erwin Irmisch, Leiter des
Bildungszentrums der AK in Kirkel-Neuhäusel, so: "Schauen Sie
nicht nur einmal hin, schauen Sie mehrmals hin. Es lohnt sich". |